DAS IST ALLES.
AUSSER GEWÖHNLICH.
Die Paralympischen Spiele sind ein wichtiger Teil des internationalen Sports und bringen die talentiertesten und engagiertesten Athletinnen und Athleten aus der ganzen Welt zusammen. Trotz ihrer beeindruckenden Leistungen werden paralympische Athletinnen und Athleten oft nicht genug gewürdigt oder geschätzt.
Deshalb setzen wir uns dafür ein, den paralympischen Sportlerinnen und Sportlern die gleiche Anerkennung zu schenken, wie sie auch olympische Sportlerinnen und Sportler bekommen. Wir sind stolz darauf, Teil der Kampagne zu sein, die von der Präsidentin des Österreichischen Paralympischen Committees, Maria Rauch-Kallat, ins Leben gerufen wurde.
Unser Ziel ist es, das Bewusstsein für die Paralympischen Spiele und die erstaunlichen Fähigkeiten der Athletinnen und Athleten zu steigern. Wir möchten dazu beitragen, die Barrieren zu beseitigen, die noch immer viele Menschen davon abhalten, den paralympischen Sport zu unterstützen und zu genießen.
Wir sind der festen Überzeugung, dass jede Athletin und jeder Athlet, unabhängig von ihren körperlichen Fähigkeiten, das Recht hat, im Sport erfolgreich zu sein und Anerkennung zu erhalten. Deshalb rufen wir zur Unterstützung unsere Kampagne auf, um den paralympischen Sportlerinnen und Sportlern die Anerkennung zukommen zu lassen, die sie verdienen. Gemeinsam können wir eine Welt schaffen, in der jeder Athlet und jede Athletin die gleichen Chancen hat, zu glänzen und seine Träume zu verwirklichen.
ANDREAS ONEA
Andreas Onea sieht seine Behinderung als „Geschenk Gottes“. Im Alter von sechs Jahren musste dem Vorzeige-Athleten nach einem Autounfall der linke Arm amputiert werden. „Eigentlich hätte ich an der Unfallstelle sterben müssen, doch ich lebe und bin unglaublich dankbar – auch für alles, was nach dem Unfall folgte.“ Ein Jahr später beginnt Onea mit dem Schwimmen als Therapie für Muskelstärke und Stabilisation der Wirbelsäule. Sein Hauptantrieb sind die Beine, daher fehlt ihm der Arm keineswegs. Der Rest ist Geschichte … heute trainiert der vielseitige Schwimmer bis zu 18 Mal pro Woche. Kraft-, Schwimm-, Stabilisations- und Ergometertraining – das ganze Programm. Der ORF-Moderator des Behindertensport-Magazins „Ohne Grenzen“ hatte nach Platz sechs in Peking 2008 und Platz vier in London 2012 – jeweils über 100 m Brust – ein ganz klares Ziel. Bei den Paralympics 2016 in Rio de Janeiro sollte es endlich mit der Medaille klappen. „Ich habe alles getan, damit ich mir eine Medaille umhängen kann.“ Gesagt, getan – in Brasilien durfte der Heeressportler über Bronze auf seiner Paradestrecke jubeln. Genug hat er noch lange nicht. Zuerst will Onea zu den Paralympics nach Paris, vier Jahre später finden die Spiele in Los Angeles statt. „Das kann man sich eigentlich nicht entgehen lassen.“
MARKUS SALCHER
Er ist eines der großen Aushängeschilder im österreichischen Behindertensport: Markus Salcher. Seit Jahren ist der Kärntner vor allem in den Speed-Disziplinen das Maß aller Dinge, nach Doppel-Gold bei der Para-Ski-WM in La Molina 2013 folgte mit den Paralympics in Sochi 2014 sein bisheriges Karriere-Highlight. Mit zwei Goldmedaillen (Abfahrt, Super-G) und einmal Bronze (Riesentorlauf) avancierte er zu einem der Stars der Spiele. Seither dominiert Salcher, der seit seiner Geburt halbseitig gelähmt ist, im Weltcup und holte bei Weltmeisterschaften insgesamt sieben Goldmedaillen. 2018 in PyeongChang holte er Bronze in Abfahrt und Super-G, vier Jahre später in Peking zweimal Silber. Mit 2x Gold, 2x Silber und 3x Bronze bei Paralympischen Spielen ist der Kärntner längst zur Paralympics-Legende aufgestiegen. Auch abseits der Ski-Pisten ist Salcher engagiert, versucht den Para-Skisport weiterzubringen und ist beispielweise im ÖPC-Sportlerbeirat als Vorsitzender-Stellvertreter aktiv.
WALTER ABLINGER
„Sobald das Helmband zu ist, bin ich in einer anderen Welt. Dann bin ich wie ein Rennpferd, einfach nur Vollgas.“ Und das funktioniert für Walter Ablinger seit vielen Jahren gut, auch weil er sich von seinem alten Motto „Pokal oder Spital“ verabschiedet hat und konstant Spitzenplätze einfährt. Bei den Paralympischen Spielen 2012 in London gewann der Oberösterreicher Gold und Silber, ein Jahr später holte er sich auch noch den WM-Titel. In Rio 2016 jubelte er über Silber im Einzelzeitfahren. Nach Tokyo kam Ablinger nicht als Top-Favorit, im Alter von 52 Jahren rechneten nicht mehr viele mit einer Medaille. Er selbst schon – und bewies es allen Zweiflern: Gold im Einzelzeitfahren, Bronze im Straßenrennen. „Die zwei schönsten Momente waren zum einen der Empfang in meiner Heimatgemeinde Rainbach im Innkreis, mit der Verleihung der Ehrenbürgerurkunde, und natürlich auch die Wahl zum Behindertensportler des Jahres im Wiener Konzerthaus“, so der Innviertler. Nach den großen Erfolgen stellte sich die Frage: Was macht Walter? Die Antwort: Er macht weiter! „Mein paralympisches Feuer ist noch immer nicht erloschen, es brennt nach wie vor.“
CARINA EDLINGER
Aufgrund eines seltenen Gendefekts im Netzhautbereich, genannt Morbus Stargardt, reduziert sich das Sehvermögen von Carina Edlinger seit 2015 sukzessive. Von ihrem großen Traum, als Langläuferin die Loipen der Welt zu erobern, hielt sie die Erkrankung aber nicht ab. Der einzige Unterschied ist, dass sie seither mit einem Guide unterwegs ist. Bei der paralympischen Premiere in PyeongChang 2018 war sie trotz körperlicher Probleme erfolgreich. Im Rennen über 7,5 km Klassisch gewannen Edlinger Bronze. „Es war für mich schon als Kind das Allergrößte, wenn jemand bei Olympischen und Paralympischen Spielen am Stockerl gestanden ist. Diese unglaubliche Freude wollte ich einmal selbst erleben – dieses Gefühl lässt sich mit nichts vergleichen.“ Vier WMGoldmedaillen hat die Salzburgerin ebenso zu Hause wie vier große Kugeln für den Gesamtweltcup. Die große Krönung gelang bei den Paralympics in Peking 2022: Gold im Sprint, Bronze über 10 km Freistil. Entscheidenden Anteil am Erfolg hatte auch Blindenhund Riley. „Er spielt in meinem Leben eine sehr große Rolle, ohne ihn wäre ich nicht nach China gereist. Er ist mehr als ein Hund, er ist mein Begleiter und bringt mich auch an den härtesten Tagen zum Lachen.“
NATALIJA EDER
In ihrer Kindheit konnte Natalija Eder noch komplett sehen, musste jedoch aufgrund einer Augenerkrankung ab dem Alter von 15 Jahren lernen, mit Sehbeeinträchtigungen zu leben und begann bereits ein Jahr nach ihrer Erkrankung Fünfkampf zu trainieren. Sie beschloss, sich auf den Speer zu konzentrieren. Der Grund? „Weil man im Speerwurf am besten die fehlenden Körpermaße mit Technik kompensieren kann.“ Eine Entscheidung, die Eder nicht bereuen sollte. Denn 2012 in London sicherte sie sich im Speerwerfen Bronze, vier Jahre später in Rio ebenfalls. Mit ihrer EM-Goldmedaille hat sie sich 2018 einen weiteren großen Traum erfüllt. In Tokyo holte Eder die Plätze vier (Speer) und sieben (Kugelstoßen), ihre Paralympische Reise soll noch lange nicht zu Ende sein. In Paris will die Salzburgerin zurückschlagen und erneut eine Medaille holen.
ANDREAS ONEA
PARALYMPICS BRONZE
WM SILBER
WM 2 x BRONZE
EM 2 x SILBER
EM 2 x BRONZE
ÖSTERREICHISCHES PARALYMPISCHES COMMITTEE
WIE ALLES BEGANN
Vor Beginn der Jahrtausend-Wende wurde der Ruf nach einem nationalen paralympischen Committee in Österreich laut. Peter Wittmann, damals Staatssekretär, nahm sich der Sache an und leitete gemeinsam mit Daniel Binter die wichtigsten Schritte ein. 1998 wurde das Österreichische Paralympische Committee offiziell gegründet. Peter Wittmann fungierte ab der Gründung bis 2009 als Präsident, seither hat Maria Rauch-Kallat – von 1998 bis 2009 Vize-Präsidentin – diese Funktion inne. Daniel Binter übernahm zu Beginn die Rolle des Generalsekretärs und wurde 2001 von Petra Huber abgelöst. Das Österreichische Paralympische Committee ist eines von über 200 nationalen paralympischen Komiteés.
AUFGABEN
Die Aufgaben und Ziele des ÖPC gehen weit über die Organisation, Finanzierung und Entsendung der österreichischen Athletinnen und Athleten zu Paralympischen Spielen hinaus. Sie basieren auf drei Säulen: Kernkompetenz, Bewusstseinsbildung und Interessensvertretung. Eines der obersten Ziele des ÖPC ist die gelebte Inklusion. Es soll kein Unterschied in der Wahrnehmung und dem Umgang zwischen Sportlerinnen und Sportler mit oder ohne Behinderung gemacht werden. Die Athletinnen und Athleten sollen im Zentrum stehen und bestmöglich unterstützt werden.
MEILENSTEINE
National wurde einiges erreicht: Das Paralympic Team Austria wird mit derselben Einkleidung wie das Olympische Team ausgestattet und vom Bundespräsidenten vereidigt, es gibt die Möglichkeit für Plätze im Heeressport, Polizeisport und Zollsport. Im Jahr 2006 in Turin wurde ein wichtiger Meilenstein erreicht – erstmals übernahm das ÖPC die Location des ÖOC und betrieb dasselbe Österreicher-Haus. Nach zwölf erfolgreichen Jahren wurde in PyeongChang 2018 der nächste Schritt gesetzt: Gemeinsam mit Deutschland und der Schweiz wurde ein gemeinsames Projekt – das Alpenhaus – gestartet. Das nationenübergreifende Projekt im Sinne der Nachhaltigkeit wurde von allen Seiten in höchsten Tönen gelobt. Besonders erfreulich: Die mediale Berichterstattung über die Paralympics wird von Jahr zu Jahr größer und das öffentliche Interesse immer mehr.