Para-Climbing-Team sorgt für Medaillenregen in Bern

Voll abgeräumt! Alle sechs österreichischen Para-Climbing-Athlet:innen qualifizierten sich in ihren Kategorien für das Finale bei der Kletter-Weltmeisterschaft in Bern (SUI) und kämpften am Donnerstag (10. August) um die Medaillen. Aber es sollte noch besser kommen: Vier von ihnen konnten ihre beeindruckenden Leistungen mit WM-Edelmetall belohnen. Die Freude war dementsprechend groß und die Emotionen unübersehbar.

Das erlebt man auch nicht alle Tage. Innerhalb weniger Stunden konnten gleich vier rot-weiß-rote Para-Climbing-Athlet:innen bei einer Weltmeisterschaft über eine Medaille jubeln. Ein Mal Gold, zwei Mal Silber und ein Mal Bronze, so lautet die stolze Bilanz der Österreicher:innen. Neben den vier Medaillen gab es mit zwei vierten Plätzen weitere Top-Platzierungen..

WM-Titel mit Ansage

Als Doppel-Weltmeister ist Angelino Zeller als großer Favorit zur WM nach Bern angereist, die Heimreise tritt der Steirer nun als dreifacher Weltmeister an. In der Kategorie AL1 untermauerte der 27-Jährige einmal mehr seine Vormachtstellung, holte mit 51+ Griffen und einer grandiosen Performance – Zeller fiel erst beim Top-Zug aus der Finalroute – seine dritte WM-Goldmedaille. Teamkollege Markus Pösendorfer warf auch noch einmal alles hinein und konnte sich nach 39+ Griffen über Silber freuen. Pech hatte hingegen Daniel Kontsch: Der Steirer lieferte einen unglaublichen Fight und holte 28 Griffe, gleich viele wie der drittplatzierte US-Amerikaner Tanner Cislaw. Aufgrund des Qualifikationsergebnisses wurde Kontsch schlussendlich auf Rang vier gereiht.
„Ich war heute supermotiviert und habe mich sehr gut gefühlt. Bei der Besichtigung habe ich mir schon gedacht, dass das weit nach oben gehen könnte. So war es dann auch. Ich bin bis zum Top gekommen, konnte es aber nicht halten. Aber die Stimmung war grandios, ich konnte es wirklich genießen und aufsaugen. Die Goldmedaille bedeutet mir sehr viel. Eine Weltmeisterschaft ist nur alle zwei Jahre, daher bleiben diese Veranstaltungen immer etwas Besonderes. Wir haben als Team eine richtig starke Leistung gezeigt, das tut dem heimischen Para-Climbing-Sport richtig gut. Wir sind auf einem hervorragenden Weg“, sagte der frischgebackene Weltmeister.

Teamkollege Pösendorfer ergänzte nach seinem Silber-Coup: „Ich bin megaglücklich aber auch froh, dass es jetzt vorbei ist. Sowohl die Qualifikationsrouten als auch die Finalroute waren top und haben mir wirklich getaugt. Zum Schluss wäre ich fast hinausgerutscht, da habe ich mich noch gut drinnen gehalten. Ich war zum Schluss echt am Limit. Ich freue mich einfach über Silber und bin sehr dankbar, dass die Schweizer hier so eine großartige Veranstaltung auf die Beine gestellt haben. Alle sechs Athlet:innen im Finale zu haben, ist eine Ansage. Wir werden immer professioneller und bekommen eine unglaubliche Unterstützung vom Verband, aber wir werden noch besser werden.“

Daniel Kontsch haderte am Ende ein bisschen mit seinem Schicksal: „Ich habe mir vorgenommen, dass ich die fünf Griffe auf Tanner (Anm.: Cislaw) aus der Qualifikation aufhole. Das habe ich geschafft, aber dass ich jetzt mit der gleichen Anzahl an Griffen hinter ihm bin, ist halt schon hart. Daher ist das Gefühl gerade durchwachsen. Ich habe an der Stelle nicht die beste Entscheidung getroffen, das Plus hätte mir gereicht. Mein zweiter vierter WM-Platz ist im ersten Moment schwer zu verdauen. Aber es geht weiter. Ich habe mich nach meiner Verletzung vor eineinhalb Jahren super zurückgekämpft – darauf bin ich stolz. Ich werde weiterkämpfen, die nächste Weltmeisterschaft kommt bestimmt.“ Pösendorfer ergänzte: „Aber wir haben auch gelitten zum Schluss. Dass Daniel so knapp den dritten Platz verpasst hat, ist wirklich bitter. Es ist echt nicht zu packen, dass das so knapp war. Unsere Nerven sind da auf eine sehr große Probe gestellt worden.“

Emotionaler Silbermoment für Plank

Den Auftakt machte zuvor Jasmin Plank in der Kategorie RP2. Die Tirolerin konnte nach dem Qualifikationssieg auch im Finale eine beherzte Leistung an die Wand bringen und jubelte nach 28+ Griffen am Ende über Silber. Es war in ihrer Karriere nicht nur die erste WM-Medaille, sondern auch ein richtig emotionaler Moment für die 24-Jährige. Auf Gold fehlte Plank am Ende lediglich ein Griff. Platz eins ging mit 29+ Griffen an die Norwegerin Dina Eivik. Anna Devries (USA) komplettierte mit 25 Griffen als Dritte das Siegespodest.

„Ich war heute richtig nervös. Das ist dann mit einem guten Aufwärmen etwas besser geworden. Nach der Besichtigung hatte ich richtig Bock auf diese Route. Ich muss aber ehrlich sagen, ich habe sie leichter eingeschätzt. Ich bin eigentlich in einen sehr guten Rhythmus gekommen, habe dann aber an einer Stelle nicht mehr die passende Lösung gefunden. Da hat meine Hand aufgrund der Spastik schon sehr gezittert. Wer mich kennt, weiß, dass ich lieber gewonnen hätte. Aber die Silbermedaille bedeutet mir sehr viel und entschädigt für die letzten Wochen und Monate. Besonders freut es mich, dass Luki (Anm.: Knapp) und Fabi (Anm.: Ebenhoch) heute dabei waren. Sie sind immer eine extrem große Stütze für mich“, zeigte sich Plank nach ihrem Medaillengewinn zufrieden.

Scheinecker sorgt für persönlichen Medaillen-Hattrick

Auch in der Kategorie B2 lief Edith Scheinecker zur absoluten Hochform auf. Die 56-jährige Oberösterreicherin holte nach einer anspruchsvollen Finalroute mit 28 Griffen Bronze und konnte über ihren persönlichen Medaillen-Hattrick jubeln. Nach Bronze in Briançon (2019) und Silber in Moskau (2021) holte die Oberösterreicherin nun in Bern ihre dritte WM-Medaille. Gold ging einmal mehr an die überragende Abigail Robinson (GBR), die mit dem einzigen Top Platz eins fixierte. Die US-Amerikanerin Seneida Biendarra holte mit 29+ Griffen knapp vor Scheinecker Silber. Für die zweite Österreicherin, Linda Le Bon, verlief das Finale nicht nach Wunsch – am Ende wurde es mit 25 Griffen der undankbare vierte Platz.
„Es fühlt sich mega an. In der Qualifikation war ich mit meiner Leistung nicht so zufrieden. Ich wollte heute einfach abliefern, das ist super aufgegangen und einfach gut gelaufen für mich. So richtig glauben kann ich es noch nicht, dass ich jetzt wirklich meine dritte WM-Medaille geholt habe. Jede Medaille ist besonders, aber meine Sehfähigkeit ist sicherlich schlechter geworden, daher ist der Stellenwert sehr hoch. Ich bin zwar schon 56 Jahre, aber jetzt will ich noch einmal richtig Gas geben. Ich weiß, wo ich stärker werden muss, und habe richtig Lust. Die Edith ist auch in der neuen Saison wieder dabei, was würde die Kletterszene ohne mich machen“, berichtete Scheinecker mit einem breiten Grinser nach dem Gewinn der Bronzemedaille.

Foto: IFSC/Lena Drapella

 

 

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