„Im Ring bin ich immer noch eine Maschine!“

Bil Marinkovic is back – und wie! Der Diskuswerfer präsentiert sich in alter Stärke und hat dennoch, so macht es den Anschein, die Formel für die ewige Jugend gefunden. Im Interview spricht der sehbehinderte Leichtathlet über seine aktuelle Hochform, verrät Trainingsgeheimnisse und denkt schon an Paris 2024. Und sogar darüber hinaus.

Bil, du hattest einen guten Saisonstart mit einem Sieg und persönlicher Bestweite bei internationalen Bewerben. Woran liegt es, dass es momentan so gut läuft?

Bil Marinkovic: Heuer ist ein gutes Jahr für mich, ich habe wirklich gut und ohne große Einschränkungen trainieren können. Das wirkt in viele Richtungen, aber vor allem die mentale Stärke spielt eine große Rolle. und vor allem bin ich momentan sehr positiv eingestellt – die mentale Stärke spielt eine große Rolle. Alles in allem fühle ich mich zur Zeit beim Werfen einfach wohl.

Du hast in deinem Betreuer-Team etwas umgestellt. Wie wichtig ist dir ein gutes Teamgefüge?

Marinkovic: Das ist sehr wichtig, denn ich muss sehr viel Vertrauen in mein Umfeld setzen können. Das ist glücklicherweise der Fall. Die positive Energie, die mir seitens des Teams vermittelt wird, hilft mir dabei, meine Bestleistungen abrufen zu können. Es motiviert mich sehr, dass meine Betreuer und Trainer hinter mir stehen.

Das merkt man auch in sportlicher Hinsicht. Du konntest Siege im Diskuswerfen, Speerwerfen und Kugelstoßen bei den österreichischen Meisterschaften einfahren, welchen Stellenwert haben die Staatsmeisterschaften für dich?

Marinkovic: Jeder Wettkampf hat einen hohen Stellenwert, auch weil wir nicht so viele haben. Aber für mich zählt immer nur die geworfene Weite. Ich weiß was ich kann und kämpfe bei jedem Wettkampf nur gegen mich selbst und das Maßband. Das ist mein Gegner.

In welcher Disziplin fühlst du dich momentan am wohlsten?

Marinkovic: Das ist weiterhin ganz klar Diskuswerfen. Die anderen zwei Bewerbe habe ich mehr oder weniger aus dem Kopf gestrichen und trete im Endeffekt nur an, um Spaß zu haben und zu sehen, was bei mir noch möglich ist.

Hilft dir das Training im Speerwerfen und Kugelstoßen auch beim Diskuswerfen?

Marinkovic: Es hat immer wieder einen neuen Reiz. Ich kann so meinen Körper an anderen Stellen aktivieren und hoffe, dass ich den Diskus dadurch noch weiter werfen kann. Im Speerwerfen bin ich in meiner Klasse immer noch Weltrekordhalter und im Training habe ich mich, trotz meines höheren Gewichtes, gefühlt wie in meinen besten Zeiten.

Was steht jetzt in der Saison noch auf dem Programm?

Marinkovic: Diese Saison steht nur noch ein Wettkampf in Tschechien im September an. An meiner Vorbereitung will ich nicht viel ändern – ich werde weiterhin mit schwereren Disken trainieren als die, die im Wettkampf verwendet werden. Auch meine restliche Routine wird sich nicht verändern. Die Zielsetzung ist klar: Ich möchte gewinnen und mir den 1. Platz in der europaweiten Rangliste sichern. Das würde mir außerdem den 3. Platz in der Weltrangliste einbringen.

Und das, obwohl du bald 49 Jahre alt bist. Was ist dein Geheimnis für die sportliche Jugend?

Marinkovic: Ich schaue, dass ich einen guten Schlaf habe und mich bewusst ernähre. Außerdem bin ich im Privaten viel ruhiger geworden, genieße das Leben. Ich versuche meinen Alltag entschleunigter zu bestreiten und eine positive Grundeinstellung zu halten.  Im Wettkampfring bin ich aber immer noch eine Maschine!

Dein Trainer Gerhard Mayer beschreibt, dass du mit zunehmendem Alter technisch immer stärker wirst. Wie hat sich dein Training über die Jahre verändert?

Marinkovic: Meine langjährige Karriere, vor allem im Speerwerfen, hat meinem Körper sehr viel abverlangt. Aus diesem Grund kann ich viele Übungen, die früher Teil meines täglichen Trainings waren, nicht mehr machen. Deshalb sind wir als Team immer auf der Suche nach Alternativübungen, anstatt die aggressiven Trainingsmethoden von früher beizubehalten. Aktuell gibt uns der Erfolg recht!

Es sind jetzt noch knapp zwei Jahre bis zu den Paralympischen Spielen in Paris 2024. Werden wir dich dort sehen?

Marinkovic: Grundsätzlich denke ich immer Jahr für Jahr, die Paralympics haben aber natürlich einen hohen Stellenwert. Ich nähere mich schrittweise wieder den ersten drei Plätzen und das motiviert mich. Momentan habe ich ein super Team und fühle mich gut. Wieso sollte ich es also nicht probieren?

Wie sieht dein Fahrplan bis Paris 2024 aus?

Marinkovic: Nächstes Jahr findet die Weltmeisterschaft in Paris statt. Nachdem ich mich heuer bereits mit dem Wurfkreis dort angefreundet habe, gibt mir das ein Gefühl der Sicherheit. Dafür bin ich jetzt schon motiviert

In Tokio reichte es zum 5. Platz, was ist dein Ziel für Paris 2024?

Marinkovic: Natürlich würde ich gerne in Richtung der Medaillenränge kommen. Ich will unbedingt noch eine dritte Medaille gewinnen. Das wäre mein Traum!

Wird Paris der Schlussakt einer großartigen Karriere, oder können wir auch danach noch mit dir rechnen?

Marinkovic: Für mich ist Sport mein Leben! Wenn ich mich zwei Tage nicht bewege, dann fehlt mir etwas. Ich habe immer gesagt, dass ich in Paris auf jeden Fall noch an den Start gehen werde – was danach kommt, kann ich heute noch nicht sagen. Vielleicht hänge ich noch eine Europameisterschaft dran, wenn mir bis dahin nicht schon alles weh tut.

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