BSO-Forderungen: Parteien sind sich einig
Die Österreichische Bundes-Sportorganisation (BSO), offizielle Interessenvertretung des Österreichischen Sports, hat die wahlwerbenden Parteien anlässlich der Nationalratswahl 2019 zu den Forderungen des organisierten Sports für das Regierungsprogramm 2019-2024 befragt.
Wer steht wo, wer steht wofür, wer stimmt mit wem überein? Die Parteien waren eingeladen bis 6. September zu antworten. Antworten kamen von ÖVP, SPÖ, FPÖ, NEOS und den GRÜNEN. Auffallend: In vielen wichtigen Punkten stimmten die meisten Parteien überein. So gibt es weitegehende Übereinstimmung in den Antworten der Parteien bei den Forderungen nach einem Berufssportgesetz, einer besseren Anerkennung des Ehrenamts, bei der Forderung nach Laufbahnmodellen, der Prävention im Gesundheitswesen, der Erstellung eines Sportstättenplans und dem Aufbau eines Bewegungsmonitorings mit der Statistik Austria.
Die Ergebnisse dieser BSO-Befragung sollen nicht zuletzt den 576.000 Ehrenamtlichen des heimischen Sports eine Entscheidungsgrundlage für die Nationalratswahl bieten und Grundlage für Gespräche mit einer neuen Bundesregierung sein. Die Forderungen des organisierten Sports wurden live in ORF SPORT+ bei einer von der BSO gemeinsam mit Kunz Wallentin Rechtsanwälte und Brenner&Company organisierten Podiumsdiskussion von im Nationalrat vertretenen Parteien diskutiert.
Zahlreiche Ehrenamtliche
Praktisch alle Parteien sind laut BSO-Befragung für eine bessere Anerkennung des Ehrenamts. Derzeit leisten 576.000 Freiwilligen wöchentlich 2,2 Millionen Arbeitsstunden für Österreichs Gesellschaft. Ihre Verantwortung wird immer größer (Registrierkassa, Haftung etc.), die Anerkennung hinkt allerdings hinterher. Deshalb fordert die BSO die Anerkennung ehrenamtlicher Tätigkeiten in Form steuerlicher Vorteile und als Qualifikationskriterium bei Personalauswahlverfahren öffentlicher Auftraggeber.
BSO-Vizepräsident und ASVÖ-Präsident Siegfried Robatscher: „Rund 580.000 Ehrenamtliche engagieren sich im heimischen Sport! Diese übernehmen viele, wichtige Aufgaben in der österreichischen Gesellschaft. Wir benötigen daher einerseits geeignete Anreize wie die Anerkennung von ehrenamtlichen Tätigkeiten zum Beispiel in Form steuerlicher Vorteile, damit der Sport auch in Zukunft einen wertvollen Beitrag leisten kann. Andererseits fordern wir eine langfristig abgesicherte Valorisierung der Bundes-Sportförderung, denn diese wurde schon seit Jahren nicht mehr an die Inflation angepasst. Immerhin übernehmen Sportverbände zunehmend neue Aufgaben während die Kosten für Infrastruktur, Übungsleiter und Sportbetrieb ständig steigen.“
Sport und Bewegung als Wirtschaftsfaktor
Die von Robatscher angesprochene Valorisierung, also Inflationsanpassung, befürworten ebenfalls die meisten Parteien. Diese hat seit 2010 nicht mehr stattgefunden. Somit entgingen dem organisierten Sport von den 80 Millionen der besonderen Sportförderung inzwischen 18 Prozent oder rund 15 Millionen Euro. Auch die Idee, zusätzliche Einnahmen aus einer zweckgewidmete Abgabe auf Online-Sportwetten zu lukrieren, wird großteils unterstützt. Diese brächte dem Sport jährlich bis zu 30 Millionen Euro.
Sport und Bewegung sind gemäß den regelmäßig durchgeführten Untersuchungen von Sports Econ Austria auch ein entscheidender Wirtschaftsfaktor in Österreich. Sie erwirtschaften hierzulande eine Bruttowertschöpfung von rund 18 Milliarden Euro pro Jahr und geben 295.000 Beschäftigten einen Arbeitsplatz. Sport und Bewegung ersparen außerdem dem Staat jährlich 530 Millionen Euro an Gesundheitskosten. Auch in diesem Bereich unterstützen die Parteien überwiegend die BSO-Forderungen, den Sport als Teil der Prävention im Gesundheitswesen anzuerkennen. Auch die Schaffung von Zivildienstplätzen im organisierten Sport in Bereichen der Prävention im Gesundheitssportsektor und die Inklusion von Menschen mit Behinderung im Sport wird praktisch durchwegs unterstützt.
BSO-Vizepräsident und SPORTUNION-Präsident Peter McDonald: „Sport und Bewegung sind die beste Gesundheitsvorsorge! Nicht umsonst sagt man Sportstätten von heute sparen Krankenbetten von morgen. Deshalb muss dem fortschreitenden Bewegungsmangel mit einer verpflichtenden Öffnung öffentlich finanzierter Sportstätten im speziellen die der Schulsportstätten auch in der unterrichtsfreien Zeit für Sportvereine entgegengewirkt werden. Als ehemaliger Chef der Österreichischen Sozialversicherung weiß ich um die Bedeutung von Sport für die Gesundheit und die Auswirkungen von positiven Anreizmodellen nur allzu gut Bescheid, daher setze ich mich auch für eine Absetzbarkeit von Spenden und Mitgliedsbeiträgen an gemeinnützige Sportvereine ein. Sport und Gesundheit sind untrennbar miteinander verbunden!“
Mehr Hallenzeiten, mehr Bewegungseinheiten
Was die Öffnung der Schulsportstätten in schulfreien Zeiten betrifft, ist man sich übrigens parteienübergreifend ebenfalls weitgehend einig. Hier besagt eine aktuelle OMG-Studie, dass drei von vier Sportvereinen mit mehr Hallenzeiten weitere Bewegungseinheiten anbieten und damit die positiven Auswirkungen für Österreichs Bevölkerung noch erhöhen könnten.
Zu erwarten war eine Einstimmigkeit bei der Frage der täglichen Bewegungseinheit in Pflichtschulen, schließlich haben alle Parteien vor der Sommerpause einem Entschließungsantrag zugestimmt.
BSO-Vizepräsident und ÖFB-Präsident Leo Windtner fasst die Anliegen des organisierten Sports folgendermaßen zusammen: „Der Sport sollte endlich einmal richtig eingeschätzt werden. Als Querschnittsmaterie bringt er vielfältigen Nutzen. Studien belegen die wertvollen Leistungen in Bereichen wie Gesundheit, Wirtschaft oder Integration. Ich bin daher der Meinung, dass ein eigenes Sportministerium angebracht wäre. Auch in Sachen Sportstätten vermisse ich ein Bekenntnis der Verantwortlichen. Und da spreche ich nicht nur von einem Nationalstadion, sondern generell von multifunktionellen Leistungszentren für viele unterschiedliche Sportarten.“
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