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Salcher: „War nie die Frage ob ich Ski fahre, sondern wie“
2014 gewann er Doppelgold bei den Paralympics in Sotschi, holte bisher sechs Weltmeistertite und schmückte seinen Trophäenschrank auch mit etlichen Weltcupsiegen in Abfahrt, Super-G und im Gesamtweltcup – das mit einer halbseitigen Lähmung: Markus Salcher, er ist einer der besten in seiner Disziplin.
Große Erfolge
Markus Salchers Karriere beginnt beim Sportverein Tröpolach. Hier startete er seine Laufbahn als Skifahrer. Im Jahr 2004 wurde er ein Teil vom ÖSV-Para-Ski Team, vier Jahre später wurde er in den A-Kader aufgenommen und seit 2010 ist er im Nationalteam und durfte im selben Jahr sein Debut bei den paralympischen Spielen in Vancouver geben. Von diesem Zeitpunkt an ging es für Markus Salcher steil bergauf – 2013 gewinnt er in La Molina seine ersten Goldmedaillen und wird Weltmeister in der Abfahrt und im Super-G. In derselben Weltcup-Saison lief es ähnlich erfolgreich: In der Abfahrt und Super-G belegt er Platz eins und im Gesamtweltcup landet er auf Rang zwei. Winter 2014 – Salcher fährt zum zweiten Mal zu den paralympischen Spielen nach Sotschi. Hier holte er drei Medaillen: Im Riesentorlauf Bronze, im Super-G Gold und in der Abfahrt auch Gold. Durch die Paralympics konnte auch die Medienpräsenz wesentlich gesteigert werden. Die Marke „Markus Salcher“ erlangte unter anderem auch durch Matthias Mayer mehr Bekanntheit, denn Mayer gewann drei Wochen zuvor, bei den olympischen Winterspielen ebenfalls mit einem Vorsprung von sechs Hundertstel, ebenfalls die Goldmedaille in der Abfahrt und ist übrigens auch ein Kärntner. In den Medien aber vor allem in den Lokalmedien war das ein Thema über das sehr häufig berichtet wurde. Aber ihm bedeutet eine Errungenschaft mehr als die Medaillen bei den Paralympics: „Und was mich natürlich als größten Erfolg meiner Karriere betrachten möchte, ist der Sieg im Gesamtweltcup 2016/17. Warum? Denn du musst fix da sein und schauen, dass du halt vorne dabei bist. Aber der Sieg im Gesamtweltcup spiegelt die konstant sehr gute Leistung in der ganzen Saison wider und im Nachhinein betrachtet war ich ziemlich froh, dass ich damals noch Slalom gefahren bin und dass ich da die paar Punkte mitnehmen habe können. Ich glaube schlussendlich am Ende der Saison hatte ich 16 Punkte Vorsprung zum Zweiten.“
Markus Salchers Weg
Am 1.6.1991 wurde er in Klagenfurt als zweiter von drei Söhnen geboren. Bei der Geburt bekommt er zu wenig Sauerstoff, dadurch sind jene Gehirnzellen abgestorben, die die rechte Seite steuern. Trotz seiner von Geburt an, halbseitigen Lähmung, findet er schon im Alter von drei Jahren die Begeisterung für das Skifahren: „Wir sind generell eine Skibegeisterte Familie und deswegen war nie die Frage, ob ich Ski fahre, sondern wie.“ Nach der Volksschule besucht der Para-Athlet das Gymnasium. An einem BORG, mit dem Schulsportleistungsmodell, in Kärnten macht er mit der Matura seinen Abschluss und studiert anschließend, bis 2018, den Bachelor-Studiengang Medien und Kommunikationswissenschaften.
Salcher befindet sich zurzeit im vom BMF gestellten „Zollsportkader“. Hier absolviert er die Grundausbildung für Finanzen und Zoll, um auch nach seiner Karriere beruflich gerüstet zu sein: „Ich verrichte den Dienst an der Zollstelle Klagenfurt. Für meine Karriere danach ist das natürlich der Vorteil, dass ich nicht auf der Straße stehe, sondern zumindest ein Einkommen habe.“
Das Skifahren mit Hemiparese
Für Nichtbehinderte ist es schwer vorstellbar, wie es ist mit einer halbseitigen Lähmung Ski zu fahren. Auf den Brettern zu stehen ist die eine Sache aber sich dann auch noch mit 126 km/h die Piste runterzuhauen eine andere. Bei Markus Salcher spiegelt sich seine Lähmung insofern wider, dass er das Sprunggelenk und die Wadenmuskulatur nicht ansteuern kann und die rechte Hand feinmotorisch so eingeschränkt ist, dass er keinen Stock halten kann. „Das ist aber für mich mittlerweile kein Problem, weil ich das von klein auf nicht anders kenne und deswegen nie probiert habe mit einem zweiten Stock zu fahren. Ich bin so aufgewachsen, das ist auch der Vorteil gegenüber jemandem, der durch den Unfall ein Handicap erfährt.“ sagt er dazu. Die größte Herausforderung bei seiner Behinderung ist es optimale Schwünge zu fahren. Wenn er einen Rechtsschwung ausübt, ist es ein ganz typischer Schwung, aber wenn er einen Linksschwung durchführt, kann es gefährlicher werden – er kann beim Schwung weniger Druck auf den Ski ausüben. Bei glatter und steilerer Piste besteht ein höheres Risiko einen Innenskifehler zu generieren.
Blick in die Zukunft
Markus Salcher spricht sich positiv über die Zukunft des Skisports aus. Er selbst hofft sehr, dass er in zwei Jahren noch fahren wird und bei den paralympischen Spielen 2026 in Cortina d’Ampezzo dabei sein kann. Wenn es um den normalen Weltcup-Kalender geht, würde der mehrfache Weltmeister und Weltcupsieger den Saisonstart etwas verschieben: Ich denke, dass der Start im Oktober zu früh ist. Wir sollten Mitte November, Anfang Dezember starten. In Saalbach als heuer so Probleme waren, dass die Rennen fast nicht stattfinden haben können, hatte es in Norwegen und in Schweden perfekte Bedingungen gegeben.“ bemängelte Salcher. Die behinderten Athleten haben im Rennkalender auch nicht so richtige „Klassiker“ wie die nicht behinderten Athleten. Er wünscht sich in Zukunft eine bessere Zusammenarbeit mit den nicht behinderten Kollegen. Allerdings macht es eine Auflage, dass es auf der Strecke keine Geländekuppen geben darf, etwas schwieriger dieses Anliegen umzusetzen.
Markus Salcher ist ein Top-Athlet und bekommt noch nicht die Anerkennung die er verdient. Das gilt für alle Para-Athleten – Die mediale Aufmerksamkeit ist noch nicht die, die gewünscht wird. Allerdings sieht die Entwicklung gut aus. Es wird fleißig daran gearbeitet den Para-Sport eine größere Bühne zu geben.
*Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Tobias Kaltschmied, Studentin des Universitätslehrgangs der Paris Lodron Universität Salzburg.