„Nichts ist unmöglich, man kann alles schaffen“

Das Jahr 2020 war bislang für viele Sportler nicht gerade einfach. Aufgrund der ständig wechselnden Rahmenbedingungen war heuer viel Flexibilität gefragt. Angelino Zeller, der seit einem Paragleitunfall vor drei Jahren im Rollstuhl sitzt, hat sich davon aber nicht beeindrucken lassen, arbeitet konsequent an seinen Zielen und hat bereits neue Projekte ins Auge gefasst. „Nach dem Verlauf der letzten Monate hatte ich keine zu großen Erwartungen. Ich habe die Zeit genutzt, um bestmöglich zu trainieren, damit ich voll fit bin und im nächsten Jahr wieder durchstarten kann“, erzählt Zeller, der sich einige herausfordernde persönliche Ziele gesetzt hat und sich aktuell auf ausgewählte Outdoor-Projekte vorbereitet.

„Fritz the cat im Zigeunerloch in Gratkorn ist eine 8a-Route, die ich gerne durchsteigen würde. Es sind allerdings richtig schwierige Stellen dabei, aber ich bin überzeugt, dass das machbar sein muss. Wir haben die schweren Züge in der Halle nachgebaut und ich trainiere gezielt darauf hin. Spätestens 2021 möchte ich diese Route schaffen“, zeigt sich der 24-Jährige, der für seine positive Art und seine unglaubliche Einstellung bekannt ist, fokussiert. Speziell die Routen mit einem hohen Schwierigkeitsgrad, die vor ihm noch kein anderer Rollstuhlfahrer durchklettern konnte, haben es dem Weltmeister von Briançon (FRA) 2019 angetan. „Etwas zu erreichen, was vor dir noch nie einer geschafft hat, ist ein enormer Antrieb und etwas ganz Spezielles. Das bleibt und nimmt dir keiner mehr weg – die Wertigkeit dieser Projekte ist sehr hoch einzustufen, das ist sehr motivierend“, gerät der Steirer, der zukünftig bei einzelnen Projekten von einem Kamerateam begleitet werden wird, ins Schwärmen.

Trotz des phasenweisen Trainingsverbotes im Frühjahr fand Zeller, der sich auch im Einzeltraining selbst richtig schinden kann, im privaten Bereich einige Möglichkeiten, um an seinen Schwächen zu arbeiten: „Im Garten haben wir beim Baum Leisten und Ringe montiert und dort Klimmzüge in verschiedensten Varianten trainiert. Aber man wird definitiv kreativ. Wir haben beispielsweise bei einer Betonstiege mit Bandschlingen Expressen eingehängt und sind die Stiege von der Seite im Vorstieg geklettert. Da sind wir zufällig draufgekommen.“ Der aktuelle österreichische Meister zeigt sich mit seinen Fortschritten und seiner Fitness sehr zufrieden. Speziell was das Stärken der Fingerkraft sowie das kleingriffige und leistenlastige Klettern angeht, will der Steirer in Hinblick auf seine geplanten Outdoor-Routen zukünftig noch mehr herausholen und wird in diesem Bereich weiterhin intensiv arbeiten.

Wenn Zeller gerade nicht am Felsen unterwegs ist, forciert er sein Training im CRC und BLOC house in Graz bzw. im Kletterzentrum Innsbruck und nutzt dabei die unterschiedlichen Bedingungen und Routen für sich optimal aus. „Der Mix ist für mich ideal. Ich fühle mich an beiden Standorten sehr wohl und genieße den Austausch mit den anderen Athlet:innen“, streicht der 24-Jährige den Zusammenhalt heraus, aus dem alle Athlet:innen zusätzliche Motivation und Tatendrang schöpfen und ergänzt: „Die Kletter-Community ist wirklich herausragend, sehr familiär und von großer gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Das macht es aus.“

Apropos Motivation: Die persönliche Einstellung ist für Angelino Zeller eines der wichtigsten Dinge im Leben und gibt jedem Menschen die Chance, seinen Weg selbst in eine positive Richtung zu lenken. „Der Mensch ist das, was er denkt“, ist einer der prägendsten Leitsprüche, dem man sehr viel Wahres abgewinnen kann, des ambitionierten Kletterers. „Es ist nichts unmöglich. Wenn man will, kann man alles schaffen, man muss nur dranbleiben und fest daran glauben“, ist sich der Weltmeister von 2019 sicher und unterstreicht damit einmal mehr seine enorme Willenskraft, Dinge, die er sich vorgenommen hat, dann hartnäckig bis zum Erreichen seines Zieles zu verfolgen. „Man kann so das Beste aus sich herausholen. Auch wenn es Situationen gibt, die im ersten Moment wie eine Niederlage erscheinen, kann man daraus viel mitnehmen – man wächst als Person daran. Man ist gut beraten, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und seine Energie für positive Dinge zu verwenden – was zählt, ist das Jetzt und die Zukunft“, steckt Zeller oftmals sein Umfeld mit seinen Gedanken und Herangehensweisen an.

Seine innere Ruhe findet Zeller in der Fotografie und im Meditieren, das er seit vielen Jahren zum Ausgleich nutzt. Der Steirer, der vor seinem Unfall Fotografie studiert hat, knipst neben zahlreichen Sportmotiven auch liebend gerne in der Natur und lässt die Eindrücke auf sich wirken – eine Leidenschaft, die aber in den letzten Wochen ein wenig zu kurz gekommen ist.

Abschließend wagt der 24-Jährige noch eine optimistische Prognose für die Zukunft: „Wichtig ist, dass ich fit bleibe. Im nächsten Jahr warten eine Weltmeisterschaft und der Weltcup, da möchte ich wieder ganz vorne dabei sein. Zudem gibt es in Italien eine 8a-Route, die ich gerne durchsteigen möchte und ich möchte wieder einmal eine Mehrseilenlänge wagen. Da bin ich aber gerade auf der Suche, wo sich das am besten hinsichtlich eines machbaren Schwierigkeitsgrades und eines guten Zustieges umsetzen lässt.“ Der 24-jährige Steirer, der in seiner Karriere noch viele Meilensteine erreichen möchte, hofft immer noch auf eine Aufnahme des Kletterns in das paralympische Programm: „Wenn alles gut läuft, wir weiterhin viele Weltcups und Weltmeisterschaften haben, ist es sicher realistisch, dass Klettern auch paralympisch wird – das Interesse wird immer größer. Und da wäre ich dann gerne am Start und hoffentlich ganz vorne dabei.“

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