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Grenzen überwinden: Die Para-Sportler-Reise

12. Aug.. 2024

Patrick Mayrhofer ist Vater von zwei Kindern, leidenschaflicher Snowboarder und hat eine bemerkenswerte Reise hinter sich. Nach einem schweren Arbeitsunfall und der Entscheidung, seine Hand amputeren zu lassen, hat sich der 36-jährige Oberösterreicher nicht nur beruflich neu orientiert, sondern auch sportlich neue Höhen erreicht. Heute arbeitet er bei Ottobock und inspiriert viele durch seine Geschichte und seinen Einsatz im Para-Sport.

Vom Unfall zur Prothetik-Karriere

2008 erlitt Mayrhofer als Elektrotechniker einen schweren Unfall, bei dem beide Hände verletzt wurden. „Die linke Hand war nach dem Unfall noch vorhanden, aber im unteren Bereich stark beschädigt,“ erinnert sich Mayrhofer. 2010 entschied er sich, die beeinträchtigte Hand amputieren zu lassen und durch eine Prothese zu ersetzen. „Meine gesunde Hand hat nur leicht gezuckt, aber die Prothese am Tisch hat auf und zu gemacht. Das war der Punkt, an dem ich wusste: Das will ich haben“, erinnert sich Mayrhofer an den Moment als er sich für die Amputation entschieden hat. „Rückblickend war die Amputation für mich ein Zugewinn an Funktion, weil ich sechs Wochen danach die erste Prothese bekommen habe und wieder greifen konnte,“ erklärt der Oberösterreicher.
Heute ist Mayrhofer bei Ottobock, dem weltweit größten Hersteller im Bereich der Prothetik, tätig. Moderne Prothesen werden mittlerweile über Smartphones eingestellt woran Mayrhofer in seiner Tätigkeit in der Entwicklung maßgeblich mitwirkt.

Maßgeschneiderte Lösungen im Sport

Zwei Jahre nach seiner Amputation begann Mayrhofer wieder intensiv Sport zu treiben. Seither widmet er sich dem Snowboarden und Mountainbiken, wobei er spezielle Prothesen verwendet. Beim Sport ist die Auswahl an Prothesen deutlich geringer als im Alltag, da es sich um Spezialanfertigungen für den jeweiligen Patienten und Sport handelt. Der Oberösterreicher nutzt für das Mountainbiken eine spezielle Prothese, die einen verstellbaren Daumen und eine Feder besitzt. Auch sein Fahrrad hat er modifiziert, sodass er die Schaltung auf einer Seite mit zwei Hebeln und beide Bremshebel parallel übereinander bedienen kann.
Die Kosten für Sportprothesen sind hoch und werden nicht von Krankenkassen übernommen. Die Produktvielfalt lässt jedoch keine Wünsche offen, so gibt es Prothesen für Klettern und Basketball bis hin zu speziellen Lösungen für Paddeln und Baseball.

Erfolg im Para-Sport

Para-Sportler wie Mayrhofer werden in verschiedene Klassen eingeteilt, um faire Wettbewerbsbedingungen zu gewährleisten. Beim Snowboarden gibt es die Klassen Lower Limb One (LL1), Lower Limb Two (LL2) und Upper Limb (UL). LL1 umfasst Athleten mit schweren Beeinträchtigungen an einem oder beiden Beinen, LL2 betrifft Sportler mit geringeren Beeinträchtigungen, wie einem fehlenden Unterschenkel, und UL ist für jene die an einer oder beiden Händen oder Armen beeinträchtigt sind.

„Der Sport wird nie ganz fair sein, aber wir tun unser Bestes, um die sportliche Leistung in den Vordergrund zu stellen“, sagt Mayrhofer. Manche Athleten fahren beim Snowboarden mit und andere ohne Handprothesen, wobei es technisch gesehen von Vorteil ist mit Prothese zu fahren, da man sich beim Start stärker abstoßen kann.

2019 beendete Mayrhofer seine Karriere nach einer schweren Knieverletzung bei der Weltmeisterschaft 2017 in Kanada. Trotz der Herausforderungen kann der Silbermedaillen- Gewinner von PyeongChang auf eine erfolgreiche Karriere zurückblicken und reflektiert seine Reise mit Zufriedenheit: „Natürlich wäre es einfacher, zwei gesunde Hände zu haben, aber sehr wahrscheinlich hätte ich nie die Reise gemacht, die ich in den letzten Jahren erlebt habe“.

Inklusion des Para-Sports

Mayrhofer sieht die Zukunft des Para-Sports optimistisch, betont jedoch die Notwendigkeit der Trennung von olympischen und paralympischen Disziplinen. „Die olympischen Sportler werden immer besser sein, wenn es um die Zeit geht“ erklärt der Oberösterreicher. Dennoch betont er die Bedeutung der Inklusion und die Vorteile des gemeinsamen Trainings. Ein inklusives Event in der Schweiz, bei dem ein Para-Sportler zusammen mit einem able-bodied ein Rennen bestritt, war für ihn ein positiver Schritt. „Das war für alle eine ziemlich coole Erfahrung,“ erinnert sich Mayrhofer. „Ich glaube, da muss es hingehen. Gemeinsam trainieren und vielleicht auch mal gemeinsam Rennen fahren.“

*Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Barbara Krivanek, Studentin des Universitätslehrgangs der Paris Lodron Universität Salzburg.

 
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