Angelino Zeller und Edith Scheinecker sorgen mit Gold und Bronze für rot-weiß-rote Festspiele bei der Paraclimbing-WM in Frankreich.
Briançon, die höchstgelegene Stadt Frankreichs (1300 MüM) im Departement Hautes-Alpes und seit vielen Jahren als Austragungsort eines Lead-Weltcups ein Fixpunkt im Kletter-Weltcupkalender, war in den letzten beiden Tagen erstmals auch Austragungsort der IFSC Paraclimbing-Weltmeisterschaften. Mit 167 Athlet:innen aus 24 Nationen, die in insgesamt 14 Kategorien um WM-Medaillen kämpften, wurde ein neuer Rekord an teilnehmenden Athleten und Nationen erzielt.
Im Jahr 2015 startete der Kletterverband Österreich das Projekt „Aufbau eines Paraclimbing-Nationalteams für die Kletter-WM 2018 in Innsbruck“ unter der Leitung von Katharina Saurwein. Zahlreiche Workshops, Kletterkurse und Trainingslager später erfolgte im September 2018 ein vielversprechendes Debüt des Österreichischen Paraclimbing-Nationalteams bei der Heim-WM in Innsbruck. Finalteilnahmen blieben den Österreicher:innen bei der Heim-WM jedoch noch verwehrt.
Harte Arbeit trägt Früchte
Rund 10 Monate später bei der Paraclimbing-WM 2019 in Briancon sorgten der Steirer Angelino Zeller mit WM-Gold in der Kategorie Men AL1 (seating) und die Oberösterreicherin Edith Scheinecker mit Bronze in der Kategorie Women B2 (visual impairment) für die ersten WM-Medaillen im Paraclimbing überhaupt für den Kletterverband Österreich und schrieben somit ein weiteres Stück der langen Österreichischen Kletter-Erfolgsstory.
Dabei standen gerade für Österreichs Teilnehmer in der Kategorie Men AL1 (seating) Daniel Kontsch und Angelino Zeller (beide ÖAV Graz) die Vorzeichen bei der Para-WM nicht besonders gut. Der Weltverband hatte nämlich entschieden, die Routen für die Kategorien Men AL1 (seating) und Men RP1 zusammenzulegen, wodurch die Athleten der Kategorie Men AL1 insbesondere in flacheren Wandabschnitten eher benachteiligt waren. Dennoch gelang es Angelino Zeller als einzigen Athleten der Kategorie Men AL1 eine der beiden Routen zu toppen und auch in der zweiten Route mit 32+ die höchste Weite zu erzielen und sich somit zum ersten Österreichischen Paraclimbing-Weltmeister zu küren.
„Ich bin echt begeistert!“
„Weltmeister! Das klingt ziemlich cool, ich bin echt begeistert! Es war extrem lässig hier in Briancon zu klettern. Die Organisation war top, das Zuschauerinteresse riesig, unsere Betreuer haben einen Mega-Job gemacht und alle im Team haben super Leistungen abgeliefert. Ich hoffe, dass ich in 2 Jahren bei der Para-WM in Moskau wieder dabei sein kann und werde alles dafür geben!“, strahlte Angelino Zeller am Tag nach dem WM-Finale mit der Sonne in Briancon um die Wette.
Stark präsentierte sich auch Daniel Kontsch, der mit den Wertungen 20 und 25+ in den WM-Routen den vierten Gesamtrang belegte. Mit Daniel Wiener (NFÖ Vöcklabruck) schaffte bei den Herren, mit Platz 9 in der Kategorie Men RP2, ein weiterer Österreicher ein Spitzenergebnis.
Edith Scheinecker über WM-Bronze „einfach nur überglücklich“
Am Tag nach dem bisher größten sportlichen Erfolg ihrer noch jungen Kletter-Karriere war die 52-jährige Edith Scheinecker (NFÖ Linz) aus Enns „einfach nur überglücklich“. Nach einer Verletzung musste die Oberösterreicherin Mitte Juni noch die Staatsmeisterschaften auslassen und der WM-Start in Briancon war mehr als fraglich. Mit einem Podestplatz beim Paraclimbing-Masters in Imst Anfang Juli konnte sie jedoch noch auf den WM-Zug aufspringen und sich für die WM in Briancon qualifizieren. Mit einem Top und einer Höhe von 22,5+ in der Qualifikation sicherte sie sich auf Platz drei den Finaleinzug. Im Finale ließ Scheinecker dann nichts mehr anbrennen und sicherte sich souverän WM-Bronze hinter Abigail Robinson (GBR) und Yumi Ejiri (JPN).
Mehrere Ausrufezeichen
„Ich bin gerade ein wenig sprachlos. Ich war so froh, dass ich für die WM überhaupt nominiert wurde und hier dabei sein durfte. Nun mit einer WM-Medaille nach Hause zu fahren ist einfach wunderschön! Danke an die WM-Organisatoren für die perfekte Durchführung und insbesondere an unsere Coaches, die uns bestmöglich betreut haben!“ freute sich Edith Scheinecker.
Ein weiteres Ausrufezeichen bei den Damen setzte Sandra Pollak (ÖAV Klagenfurt) in der Kategorie Women RP2. Die 47-Jährige, die nach einem schweren Verkehrsunfall im Herbst 2018 eine mehrmonatige Verletzungspause einlegen musste, kletterte in Briancon auf den ausgezeichneten 8. Platz und verpasste nur knapp den erstmaligen Einzug in ein WM-Finale!
Mit fünf Top-10-Platzierungen, darunter gleich zwei WM-Medaillen, ging die Paraclimbing-WM in Briancon damit aus Österreichischer Sicht höchst erfolgreich zu Ende. Die nächsten Paraclimbing-Weltmeisterschaften finden 2021 in Moskau (RUS) statt.
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