Fotocredit: ©BMWKMS/ Kulec

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gendergerechtigkeit im Sport: Spannende Perspektiven

11. Juni. 2025

Im Rahmen der Gendertagung 2025 im Wiener Haus des Sports diskutierten hochrangige Vertreter:innen aus Politik und Sport über die aktuellen Herausforderungen und Fortschritte in der Geschlechtergerechtigkeit im Sport. Im Fokus standen die neuesten Ergebnisse der europaweiten All In Plus-Studie, die für Österreich weiterhin ein deutliches Ungleichgewicht zeigt: 82 % der Führungspositionen und 83 % der Coaching-Positionen sind nach wie vor von Männern besetzt.

Im Schiedsrichterwesen gibt es gerade einmal acht Prozent Frauen. Diese Zahlen sind am Dienstag bei der Tagung, die 100% Sport – das Österreichische Zentrum für Genderkompetenz und Safe Sport – organisiert hat, präsentiert worden. Grundlage dafür waren die Daten, die im Rahmen von All In Plus – einem Gemeinschaftsprojekt der EU und des Europarats – für den Zeitraum 2023 bis 2025 in 21 Ländern erhoben wurden.

Am Podium diskutierten Eva-Maria Holzleitner, Bundesministerin für Frauen, Wissenschaft und Forschung, Michaela Schmidt, Sport-Staatssekretärin, Rosa Diketmüller, Präsidentin von 100 % Sport, Maria Rauch-Kallat, Präsidentin des Österreichischen Paralympischen Committees (ÖPC) und Horst Nussbaumer, Präsident des Österreichischen Olympischen Comités (ÖOC).

„Das Ungleichgewicht ist nach wie vor gegeben. Veränderungen passieren langsam. Ein Aktionsplan für Trainier:innen und Funktionäre:innen sollte der nächste Schritt sein. Wie man an dem Vergleich mit Schweden sieht, ist es wichtig nicht nur ‚Policies‘ für Gleichberechtigung zu schaffen sondern auch deren Umsetzung zu fordern“, bilanzierte 100% Sport-Geschäftsführerin Claudia Koller.

Von den Athletinnen und Athleten, die mit dem Sport ihren Lebensunterhalt bestreiten können, sind 66 Prozent Männer und nur 34 Prozent Frauen. „Es ist wichtig gleich am Anfang auch bei den Diskussionen auf Gleichberechtigung zu achten. Ich habe Bilder im Kopf von Diskussionen, bei denen nur Männer sitzen“, hakte ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat ein.

„Als ÖPC-Präsidentin war es eines meiner Ziele, mehr Athletinnen für den paralympischen Sport zu gewinnen und sie sichtbarer zu machen. Es gibt noch einiges zu tun, leider scheitert es oftmals bereits an der Basis.“

Strukturell ist einiges gelungen, das ÖPC-Präsidium ist 60:40 aufgeteilt – 60 Prozent Frauen, 40 Prozent Männer. Rauch-Kallat: „Unsere Führung kann ein Best Practice sein. Wir haben eine Präsidentin und eine Generalsekretärin, im Büro sind sechs Mitarbeiter:innen tätig: Fünf Frauen und ein Mann. Bei den Vorstandsmitgliedern, die von den Verbänden nominiert werden, sieht es anders aus, da sind die wenigsten Vertreterinnen sondern die meisten Vertreter.“

Generell ortet Rauch-Kallat ein Problem in der öffentlichen Wahrnehmung. „Sport ist eng mit Sponsoring verknüpft – und Sponsoring wiederum mit medialer Sichtbarkeit. Genau hier liegt das Problem: Die Berichterstattung über Frauensport lässt nach wie vor zu wünschen übrig. Während im Para-Sport in den letzten Jahren viel erreicht wurde, besteht im Frauensport weiterhin großer Aufholbedarf. Der Gender Play Gap – also wie wenig Frauen im Sport sichtbar sind – zeigt deutlich, dass Diskriminierung Frauen und Menschen mit Behinderung auf ähnliche Weise trifft. Es braucht mehr Übertragungen, eine gerechtere Darstellung in den Medien und vor allem ein stärkeres Bewusstsein für Gleichberechtigung. Im Österreichischen Paralympischen Committee arbeiten wir sehr genderbewusst – weil wir Diskriminierung klar erkennen und ernst nehmen. Veränderung beginnt mit Bewusstseinsbildung. Wir müssen die Verantwortlichen überzeugen: Gleichberechtigung ist kein Nischenthema, sondern ein gemeinsames Anliegen. Gemischte Teams bringen bessere Ergebnisse – in jeder Hinsicht. Deshalb dürfen wir nie aufhören, für echte Gleichstellung im Sport zu kämpfen.“

Gut steht Österreich im europäischen Vergleich bei der Gewaltprävention, die in den Sportverbänden geleistet wird, da. 88 Prozent der Organisationen verfügen inzwischen über entsprechende Richtlinien und Präventionskataloge. Damit sei man „Spitzenreiter“, sagte 100 % Sport-Präsidentin Rosa Diketmüller. „Im Bereich Kinderschutz und Kampf gegen sexuelle Gewalt hat sich etwas getan“, stellte auch Sport-Staatssekretärin Schmidt fest.

Sport-Staatssekretärin Schmidt kündigte an, dass die künftige gesetzliche Ausgestaltung der Sportförderung der Geschlechtergleichstellung stärker Rechnung tragen werde. Ein zentrales Ziel sei es, bis 2030 einen Frauenanteil von mindestens 30 Prozent in Führungspositionen der Sportverbände sowie unter den Trainer:innen zu erreichen. Ähnlich äußerte sich Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ): Sie forderte eine faire Verteilung von Einfluss und Ressourcen im Sport – „Halbe-Halbe bei Macht und Geld“.

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