Emotionen im Training als gutes Zeichen

„Sehr schön und sehr groß.“ So beschreibt Krisztian Gardos das Tokyo Metropolitan Gymnasium. Jene Halle, in der (normalerweise) 10.000 Menschen Platz hätten und in der die Tischtennis-Bewerbe ausgetragen werden.

Am Samstag konnte Gardos zum ersten und einzigen Mal in der Wettkampfhalle trainieren. Gemeinsam mit Trainer und Sparringpartner Clemens Gal ging es fast zwei Stunden an die Platte.

„Die Bälle fliegen ganz anders als in der Trainingshalle. Das Licht ist sehr stark und blendet, das kann bei der Seitenwahl eine Rolle spielen“, analysiert der Bronzemedaillengewinner von Rio.

Den Ball gut am Schläger

Für den 46-Jährigen, der an einer Hüftarthrose leidet, spielt vor allem der Faktor Fitness eine große Rolle. Das intensive Training stimmt ihn optimistisch: „Die Anreise spüre ich nicht mehr so sehr. In den nächsten Tagen bis zum Wettkampf reduzieren wir das Trainingsprogramm, arbeiten mehr auf die Matches hin und schauen, dass ich körperlich in einem bestmöglichen Zustand bin.“

Coach Clemens Gal zieht ein zufriedenes Fazit. Auch wenn Gardos das eine oder andere Mal lautstark haderte. „Die Chance in der Wettkampfhalle will man ausnutzen, versucht alles reinzupacken. Die Anspannung ist hier schon größer, man muss sie in positive Energie ummünzen. Deswegen sehe ich es nicht so eng, wenn die Emotion rauskommt. Krisztian weiß, wie er das in positive Energie umwandeln kann. Mein Eindruck war sehr gut, er hat den Ball gut am Schläger.

Diese kleineren Ausbrüche gehören dazu. „Wenn die Sachen nicht so laufen, wie ich es hätte, ärgere ich mich. Das muss raus, weil es hier auch um etwas geht. Aber danach beruhige ich mich, mein Team gibt mir etwas Feuer und es läuft wieder“, versichert Gardos.

Achterbahnfahrt

Am Montag (23. August) erfolgt die Auslosung. Die 14 Teilnehmer in der Klasse werden in Dreier- und Vierergruppen aufgeteilt. Die zwei Besten der jeweiligen Gruppen steigen ins Viertelfinale aus. Von 25. bis 27. August sind die Gruppenspiele angesetzt, in den Vierergruppen eines pro Tag, in der Dreiergruppe mit einem spielfreien Tag.

„Ich würde eine Vierergruppe bevorzugen, einfach weil es mehr Spielraum gibt. Selbst wenn ein Tag nicht so gut läuft, kann man es noch ausbessern. In einer Dreiergruppe kann man sofort unter Druck sein. Aber wir nehmen es ohnehin, wie es kommt. Die Besten der Welt sind hier, es wird gegen niemanden leicht“, sagt Coach Gal.

Gardos selbst ist die Gruppen-Konstellation egal: „Es ist eine Achterbahn. Heute kann es gut sein, morgen weniger gut. Ich will daher von Stufe zu Stufe schauen, mich voll auf den Moment konzentrieren.“

Perfekt eingespieltes Team

Was ihm jedenfalls entgegenkommt: Die Ansetzung mit maximal einem Spiel pro Tag bis zum Viertelfinale: „Selbstverständlich, das war in Rio auch so. Mit meinem Alter und meiner Behinderung ist es sicher ein Vorteil, nur ein Match pro Tag zu haben.“

Auch das Umfeld stimmt Gardos positiv. Denn neben seinem Coach ist auch Physiotherapeut Mohamed „Mo“ Elferra in Tokyo dabei. „Das ist unglaublich wichtig. Nach einem Training oder Match bin ich total erledigt. Vielleicht sehen das die Leute von außen nicht, aber es ist so. Ich brauche dann Behandlungen und Massagen, am nächsten Tag wäre es schon nicht so optimal. Deshalb möchte ich mich beim ÖPC bedanken, dass mit ‚Mo‘ unser Physio mit dabei sein kann. Gemeinsam mit Clemens sind wir ein super Team.“
Und wie so oft soll gelten: Teamwork makes the dream work.

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