„Habe immer versucht, Frauen zu fördern!“

Es war der Beginn einer neuen Zeitrechnung, als Mitte ­Oktober letzten Jahres mit Roswitha Stadlober erstmals eine Frau an die Spitze des Österreichischen Skiverbandes gewählt wurde. Das gab’s in der 116-jährigen ÖSV-­Geschichte noch nie. Im Interview spricht die Salzburgerin über ihre ersten Monate im Amt, Visionen und Ziele für den ÖSV allgemein und den Parasport im Speziellen.

Wenn am 4. März die Paralympischen Winterspiele ­eröffnet werden, sind Sie bald fünf Monate im Amt. Wie haben Sie diese erste Zeit erlebt?

Roswitha Stadlober: Es war sehr intensiv, mit vielen Höhepunkten. Dazu gehören natürlich die vielen Weltcupbewerbe in Österreich, die sehr erfolgreichen Olympischen und jetzt die Paralympischen Spiele. Und wir haben versucht, nach den Irritationen um die Neuaufstellung die Zusammenarbeit neu zu definieren. Mir geht es dabei um Einigkeit, einen ­offenen Austausch und Teamwork.

Wie viel Mut hat es gebraucht, um diese Aufgabe ­anzunehmen?

Natürlich ist dieses Amt eine Herausforderung. Aber nicht nur ich habe Mut gebraucht, auch die Landespräsidenten haben Mut gezeigt, als sie erstmals eine Frau an die Spitze des ÖSV gewählt haben. Ich habe immer versucht, Frauen zu fördern, jetzt habe ich die Chance, etwas zu tun.

Rund um Ihre Bestellung zur Präsidentin ging es auch darum, ob Sie den Österreichischen Skiverband jetzt weiblicher machen. Wie haben Sie diese Diskussionen erlebt?

Im 21. Jahrhundert sollte das keine Frage mehr sein. ­Abgesehen davon haben sich in den letzten Jahren viele ausgezeichnete Frauen in diversen Positionen und Ebenen des Verbandes etabliert und leisten so wie ihre männlichen Kollegen hervorragende Arbeit.

Sie wurden bis 2024 gewählt. Wie legen Sie die ­Präsidentschaft an?

Der Hochleistungssport ist unsere Kernaufgabe, darauf liegt natürlich der Fokus, aber es warten auch im Breitensport große Aufgaben. Darüber hinaus sind mir Digitalisierung, Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit sehr wichtig. Wir arbeiten zum Beispiel gerade intensiv am Nachhaltigkeitskonzept für die Ski-WM 2025 in Saalbach. Außerdem haben wir einen Markenprozess gestartet, der deutlich machen wird, wofür der ÖSV 2022 und darüber hinaus steht. Wir ­wollen das Profil des Österreichischen Skiverbandes weiter schärfen.

Sie sprechen vom Wir – wie wichtig ist Ihnen der ­Teamgedanke?

Sehr, der steht über allem. Ich habe schon vor meiner Wahl viele Gespräche geführt und festgestellt, dass es ein hervorragendes operatives Team gibt, das sehr motiviert ist. Ich erlebe eine großartige Aufbruchsstimmung mit vielen guten Ideen, die auch gehört werden.

Welche Ideen gibt es für den Parasport?

Ich denke, dass hier in den vergangenen zwei, drei Jahren sehr viel Positives passiert ist, aber wir wollen uns nicht ­darauf ausruhen, sondern die Rahmenbedingungen für die Sportler:innen mit Behinderung weiter verbessern. Das betrifft die Bereiche Training und Material ebenso wie Wettkämpfe. Es gab in diesem Winter wieder Para-­Weltcups in Österreich, da möchten wir uns künftig wieder stärker einbringen.

Gibt es eine präsidiale Erwartungshaltung für die Paralympischen Winterspiele in Peking?

Für die Olympischen Winterspiele habe ich zehn Medaillen als Ziel ausgegeben, das konnten wir übertreffen. Für die Paralympics wünsche ich mir, dass die Athlet:innen ihre Bestleistungen abrufen können. Die Leistungen und Erfolge von der Weltmeisterschaft in Lillehammer ­lassen mich jedenfalls hoffen, dass wir erstmals seit Sochi 2014 auch wieder ganz oben stehen.

Wie werden Sie die Paralympics mitverfolgen?

Von daheim. Das hat schon bei der Bronzemedaille meiner Tochter hervorragend funktioniert. Es war auch in Tokyo so, dass man an den Paralympics und den Erfolgen des ­österreichischen Teams nicht vorbeigekommen ist. Ich bin überzeugt, dass die Sportler:innen wieder viele Geschichten schreiben werden.

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