„Riley ist bekannter als der chinesische Präsident“
Carina Edlinger hat sich ihren großen Traum erfüllt: Paralympics-Gold!
Nach zwei nicht beendeten Rennen bewies sie im Langlauf-Sprint in Zhangjiakou ihre große Klasse und sicherte sich die langersehnte Goldmedaille. Guide Lorenz Lampl und sie durften sie das Edelmetall am Mittwochabend umhängen.
Im Interview spricht die Salzburgerin über die harte Zeit, den Weg zurück und ihren tierischen Begleiter.
Was war das heute für ein unglaublicher Tag?
Carina Edlinger: Ich bin selten sprachlos, aber heute bin ich es. Man hat es gesehen, im Ziel musste ich heulen. Die letzten Jahre waren verdammt hart, es waren immer Hürden im Weg. Ich habe viel gezweifelt und wusste nicht, wie es weitergehen soll. Dass wir heute so hierstehen dürfen, ist nicht selbstverständlich.
Du sprichst von „wir“ – wäre das alles alleine möglich gewesen?
Edlinger: Nein, hinter mir steht ein Team mit wichtigen Personen. Tag, Nacht, Wochenende, sie waren immer für mich da. Mein Bruder, mit dem ich vor vier Jahren noch gelaufen bin, hat mich vor dem Abflug noch einmal gedrückt und mir gesagt: Carina, mach doch einfach dein Ding. Das hat mir schon noch einmal einen Tritt gegeben. Rudi Hirschegger hat diese Reise mit mir bestritten, immer in seiner Freizeit. Auch das Team vor Ort in China, Lorenz hat sich über alles bemüht, obwohl wir uns gar nicht richtig gekannt haben. Wir sind echt zusammengewachsen. Physio Carmen hatte Meisterhände und hat alles Mögliche versucht. Coach Felix, der sicher auch ein bisschen geschwitzt hat, hat alles gegeben. Ich bin sehr dankbar.
Die letzten Tage waren nicht leicht …
Edlinger: Eigentlich wollte ich gar nicht nach China reisen. Ich wusste, mir geht es nicht gut. Zuhause bin ich zusammengebrochen, die Vorbereitung war nicht optimal. Trotzdem wusste ich, dass ich es kann. Von außen haben viele Leute reingeredet. Die zwei nicht beendeten Rennen waren sehr frustrierend, so sieht man mich selten. Heute ist es sicher eine Revanche. Ich habe immer gesagt, dass es wenn dann dieses Rennen sein kann. Wenn ich den Skating-Sprint nicht mehr kann, sollte ich es sein lassen. Dass wir heute gewonnen haben, zeigt, dass ich es doch noch kann.
Wie hast du dich zurückgekämpft?
Edlinger: Wir haben geschaut, dass wir unabhängig von den Rennen für eine gute Atmosphäre sorgen. Hier hat das ÖPC-Team einen großen Beitrag geleistet, Präsidentin und Generalsekretärin haben mich besucht und länger mit mir gesprochen. Die Stimmung ist extrem wichtig, nur so kann ich mich auf mich selbst konzentrieren. Auch Riley (Hund/Anm.) war in den letzten Tagen sehr wichtig – nicht nur für mich, sondern für das ganze Team. Er hat für gute Laune gesorgt.
Hund Riley spielt eine große Rolle, wie wichtig ist er für dich?
Edlinger: Ohne ihn wäre ich definitiv nicht geflogen, das war mein Kriterium. Ich habe es dem ÖPC sicher nicht leicht gemacht, weil sie dafür vieles in Bewegung setzen mussten. Aber es hat sich ausgezahlt. Jeder Volunteer hat mittlerweile ein Selfie mit ihm gemacht, mir kommt vor, er ist im Paralympischen Dorf berühmter als der chinesische Präsident. Alle winken ihm zu und schreien ihm hinterher, das ist schön. Ich bin es fast schon gewöhnt, dass ich die Nummer zwei bin. Er gehört einfach zu mir und ist weit mehr als nur ein Blindenhund.