Ab sofort stellen wir euch die Athlet:innen des Paralympic Team Austria vor. Den Anfang macht Claudia Lösch.
Der Start in den paralympischen Winter war schon sehr vielversprechend. Alpin-Ass Claudia Lösch war beim Heim-Weltcup im Kühtai an allen vier Wettkampftagen bei der Siegerehrung vertreten. Zwei Mal am obersten Treppchen im Riesentorlauf, zwei Mal als Drittplatzierte im Slalom. „Das war eine super Standortbestimmung, vor allem weil die Verhältnisse extrem schwierig waren. Aber ich habe auch gesehen, dass ich im Slalom noch ein bisschen Arbeit vor mir habe.“
Also legte die 29-Jährige noch vor Weihnachten Extraschichten auf der Piste und bei der Analyse ein, um den Rückstand auf die Konkurrenz zu verringern. Das Ergebnis waren Top-Zeiten beim ersten Trainingsblock im Jahr 2018 in der Innerkrems. „In den letzten Tagen ist einiges weitergangenen, ich freue mich sehr auf die nächsten Rennen“, strahlte die 29-Jährige vor Beginn des Super-Jänners mit gleich vier Weltcup-Stationen.
Richtig glänzen möchte Lösch dann aber im März bei ihren bereits vierten Paralympics. Die Vorfreude bei der siebenfachen Medaillengewinnerin bei Winterspielen ist groß.
5 Starts – 5 Medaillenchancen
„Die Abfahrtsstrecke gefällt mir extrem gut, der Slalomhang ist sehr anspruchsvoll – das kann mir entgegen kommen“, hofft Lösch auf weiteren Zuwachs für ihre imposante Sammlung an Edelmetall. „Nachdem ich in den letzten Jahren immer um die Medaillen mitgefahren bin, ist das auch für Pyeongchang das Ziel“, sagt die sechsfache „Sportlerin des Jahres“, die in allen fünf Disziplinen an den Start geht.
„Mit Medaillenchancen“, betont Lösch, die bei den Paralympics 2018 abermals eine ganz spezielle Medaille im Visier nimmt. „Die Abfahrt war und ist meine Herzensdisziplin und die Goldene fehlt noch in meiner Sammlung.“
Die Zielgerade auf der „Road to Pyeongchang“ widmet Lösch vor allem der Suche nach Konstanz. „Ich habe schon relativ schnelle Läufe dabei, mache aber auch noch viele Fehler. Das gilt es bis zu den Paralympics noch zu verbessern, damit die schnellen Läufe dann kommen, wenn ich sie brauche.“
Immer ein offenes Ohr
Schnell war die Wahl-Innsbruckerin schon zu Beginn ihrer Karriere. „Schon mein allererster Trainer hat gemeint: Claudia, du bist ein Rennpferd! Ich konnte mich mit einer Startnummer immer noch um ein paar Prozente steigern.“ Im Frühjahr 2000 fährt sie ihr erstes Rennen, im Herbst 2002 schafft Lösch, die sich im Alter von sechs Jahren bei einem Autounfall einen Bluterguss im Rückenmark zuzieht, der das selbige quetscht, den Sprung ins ÖSV-Behinderten-Team, 2003 steht die Niederösterreicherin erstmals im Weltcup am Start.
Was folgt, ist eine eindrucksvolle Karriere und ein Stück rot-weiß-rote Sport-Geschichte mit jeder Menge Höhepunkten – auch und vor allem auf der paralympischen Bühne. In Turin 2006 gewann sie Bronze in der Abfahrt, vier Jahre später in Vancouver jubelte die Wahl-Innsbruckerin über Gold in Super-G und Slalom, Silber in der Super-Kombination und Bronze in der Abfahrt, 2014 in Sotschi kamen noch Silber in Super-G und Riesentorlauf dazu.
„Alle Paralympics hatten ihr eigenes Flair, aber für mich steht Vancouver 2010 ganz oben. Das waren die perfekten Spiele – von der Organisation über die Pisten bis hin zur Stimmung“, blickt das ÖSV-Aushängeschild zurück.
Ihre Erfahrungen gibt sie gerne an die Debütanten im Paralympic Team Austria weiter. „Ich habe immer ein offenes Ohr, wenn jemand etwas braucht. Wir haben einen super Zusammenhalt im Team und versuchen uns gegenseitig weiterzubringen.“ Ihr wichtigster Ratschlag: „Dass sich die Jungen, die das erste Mal dabei sind oder erstmals mit realistischen Medaillenchancen hinfahren, sich vom Rundherum nicht verrückt machen lassen. Aber natürlich merkt man allen an, dass es noch einmal um den Ticken mehr geht als bei einem Weltcup-Rennen.“
Enorme Weiterentwicklung
Und wie sieht Claudia Lösch die Entwicklung der Paralympics und im Behindertensport allgemein? „In den letzten Jahren hat sich sehr viel getan. Vor Turin hatten wir noch halb so viele Trainingstage, mit meinen Goldläufen von Vancouver würde ich heute um den 10. Platz fahren und auch medial ist sehr viel weitergegangen.“
Für den Behindertensport in Österreich hätte sie sich ein Tiroler „Ja“ zur Innsbrucker Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2026 gewünscht. „Die Koreaner werden die ersten sein, die bei den Heim-Paralympics nicht den Medaillenspiegel gewinnen werden. Das war immer ein guter Indikator dafür, was die Spiele für den Behindertensport in den jeweiligen Ländern bewirken können.“
Claudia Lösch ist eine zuverlässige Medaillenlieferantin bei Großereignissen – alleine bei den Paralympics gewann sie 7 Mal Edelmetall. (c) GEPA Pictures