Markus Salcher: „Mit 34 ist es dann langsam an der Zeit aufzuhören!“

Wenn es bei den Paralympics in Peking so etwas wie eine Medaillenbank gibt, dann ist es Markus Salcher. Das Kärntner Paraski-Ass hat bereits fünf paralympische Medaillen in seinem Schrank hängen, darunter zwei in Gold (Abfahrt und Super 2014 in Sotschi). In wenigen Wochen könnte weiteres Edelmetall dazukommen.

Denn der 30-Jährige ist rechtzeitig zum Saison-Höhepunkt in Hochform und hat sich erst kürzlich mit Doppel-WM-Gold in Lillehammer zum sechsfachen Weltmeister gekürt.

Im Interview spricht Salcher über seine unheimliche Konstanz, die Ziele für Peking und Verbesserungen im Behindertensport.

Markus, wie sehr bist du schon im Paralympics-Fieber?

Markus Salcher: Die Einkleidung ist immer der Startschuss Richtung Paralympics, dann kommt als Highlight noch die Verabschiedung, ehe es nach Peking geht. Es ist ein sehr schönes Gefühl, Teil der Mannschaft zu sein.

Es sind schon deine vierten Paralympics: Sind die Spiele überhaupt noch etwas Besonderes für dich?

Dadurch, dass die Paralympics nur alle vier Jahre sind, kann es nie „Business as usual“ werden. Die Spiele sind immer etwas Besonderes. Ich freue mich, dass ich wieder um Medaillen mitfahren darf, auch wenn es dieses Mal doch etwas anders ist. Bei den vorherigen Paralympics hatten wir immer schon ein Jahr davor ein Testevent, dieses Jahr gibt es doch ein großes Fragezeichen, wie die Strecke sein wird.

Wie sieht es formtechnisch aus? Die WM in Lillehammer war ja mit zwei Gold-Medaillen ja sehr vielversprechend …

In Skandinavien hat es sehr gut funktioniert, deshalb würde ich sagen, dass es formtechnisch passt. Nun hoffe ich, dass ich die Form bis Peking konservieren und im März wieder abrufen kann.

Wie überraschend war es für dich selbst, dass du bei der WM so abgeräumt hast?

Ich war ehrlich gesagt schon überrascht, weil die Ergebnisse vor der WM nicht unbedingt darauf hingedeutet haben, dass ich mit zwei Goldenen heimfahren werde. Ich hatte aber auch das Quäntchen Glück auf meiner Seite. Dennoch habe ich wieder einmal bewiesen, dass ich bei Großereignissen um Medaillen mitfahren kann. Die emotionalste Medaille wird aber weiterhin das Paralympische Abfahrtsgold von Sotschi 2014 bleiben.

Zählt in Peking für dich nur Gold?

Nein, überhaupt nicht. Ich wäre über jede Medaille glücklich, egal welche Farbe. Die Paralympics sind kein Wunschkonzert. Es werden sehr viele starke Rennläufer am Start sein.

Wie stolz macht es dich, dass du nun schon über zehn Jahre in der Weltspitze dabei bist?

Es war bzw. ist harte Arbeit, dass ich so konstant in der Weltspitze dabei bin. Mich macht es auf der einen Seite stolz, spornt mit aber auf der anderen Seite auch an, weiter vorne dabei zu sein.

Planst du noch weitere Paralympische Spiele?

Wenn der Körper noch mitmacht, möchte ich zumindest noch 2026 meine „Heimspiele“ in Mailand und Cortina d‘Ampezzo bestreiten. Mit 34 ist es dann langsam an der Zeit aufzuhören. Aber meine ersten Spiele auf europäischem Kontinent will ich noch mitnehmen.

Was hat sich seit deinem Einstieg ins Profigeschäft verändert?

Extrem viel. Es ist alles professioneller geworden – auch in Österreich haben wir an Professionalität zugelegt. Wir sind mittlerweile in die Olympiazentren integriert und können die Struktur gut nützen. Die Konkurrenz ist größer, der Kampf um die Medaillen härter geworden. So soll es auch sein, da der Sport so an Wertigkeit gewinnt.

2015 hast du in einem Interview gesagt, dass ihr bei Bewerben froh sein müsst, wenn eine Schulklasse zum Zuschauen kommt. Hat sich dahingehend etwas verändert?

Es ist leider nach wie vor so, dass bei uns weder das Preisgeld noch das Publikum gravierend mehr geworden ist. Aber es haben sich auch ein paar Dinge verbessert. Zum Beispiel wurden unsere WM-Bewerbe zuletzt auf ORF SPORT + gezeigt, das ist schon super. Das Medienaufkommen war ebenfalls gut. Es ist ein weiterer Schritt, dem hoffentlich noch viele folgen.

Es ist aber schon noch eine kleine Reise zu gehen, oder?

Absolut. Die Reise wird auch nie ganz zu Ende sein. Ich glaube aber, dass mit den veränderten Strukturen im ÖSV die Weichen gestellt sind, damit wir in absehbarer Zeit mit anderen Sparten gleichgestellt sind.

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