Keine Befreiung vom Turnunterricht: Kinder mit Behinderung sollen mitmachen dürfen

Kinder mit Behinderung sollen im schulischen Turnunterricht mitmachen dürfen und nicht davon befreit werden, wie es bisher häufig der Fall ist. Das fordern der Para-Ski-Star Markus Salcher und die Kinderärztin Dr. Eva Heinz-Erian im Podcast „PARA:Sport“, der vom Österreichischen Paralympischen Committee und dem Fachverlag MedTriX herausgegeben wird.

„Sport ist wichtig für die Allgemeinheit, aber noch wichtiger für Kinder mit Beeinträchtigung“, betont Salcher und fordert, möglichst wenige Kinder vom Turnunterricht freizustellen. Sein Appell an Sportlehrer:innen: Sie sollen Eltern die Angst davor nehmen, ihrem Kind könne beim Turnunterricht etwas zustoßen.

Dr. Eva Heinz-Erian vom Department für Kinder- und Jugendheilkunde an der Universitätsklinik Innsbruck erklärt: „Sport bedeutet für Kinder mit Behinderung nicht nur eine Kräftigung der Muskulatur, sondern zugleich eine Förderung der Entwicklung auf motorischer, koordinativer und sozialer Ebene“.

Je früher ein beeinträchtigtes Kind Bewegungserfahrungen sammeln dürfe, desto größer sei die Chance, dass es später aktiv am Leben teilhaben kann. „Außerdem haben Kinder mit Behinderung genauso einen natürlichen Bewegungsdrang wie Kinder ohne Behinderung“, so Heinz-Erian.

Wie sehr Kinder mit Beeinträchtigungen sportlich gefördert werden, hänge derzeit stark vom persönlichen Engagement und den Möglichkeiten der Eltern ab. Allerdings brauche es darüber hinaus auch möglichst niederschwellige Angebote in Sportvereinen.

ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat appelliert an die Verantwortlichen: „Sport muss Freude machen. Kinder machen nur Dinge, die ihnen Freude bereiten. Gusto kann man ihnen schon machen, indem sie alles ausprobieren dürfen. Wichtig ist es aber, Kindern mit Behinderung zu zeigen, dass Sport auch für sie möglich ist. Darum veranstalten wir auch Talent Days, bei denen Kinder verschiedene Sportarten ausprobieren können. Das Schlimmste, das man Kindern antun kann, ist, sie vom Turnen befreien zu lassen. Sie sollen die Möglichkeit haben, gemeinsam turnen zu dürfen und gemeinsam Freude am Sport zu gewinnen.“

Markus Salcher gibt zu, dass die Inklusion von beeinträchtigten Kindern in den Turnunterricht für Sportlehrer:innen einen Mehraufwand bedeute. Sie bräuchten Fingerspitzengefühl und sollten das jeweilige Kind in die Gestaltung des Turnunterrichts einbeziehen. Allerdings: „Man kann immer gegenseitig voneinander lernen“, bekräftigt Eva Heinz-Erian einen weiteren Vorteil des inklusiven Turnunterrichts.

Das gesamte Interview mit Markus Salcher und Dr. Eva Heinz-Erian können Sie hier nachhören.

 

 

 

 

 

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