Fotocredit: ©ÖPC/Gepa-Pictures
Lässer im Vollgas-Modus: „Will eine Super-Show liefern!“
Franz-Josef, wie fällt die Zwischenbilanz nach deinem ersten paralympischen Renneinsatz aus?
Franz-Josef Lässer: Absolut positiv. Wir haben heute noch einmal riskiert was die Gangwahl für den 4.000er angeht, deshalb war es eine gelungene Generalprobe. Wenn der Gang nicht sitzt, fehlen sofort ein paar Sekunden, jetzt haben wir Gewissheit und nebenbei auch noch Selbstvertrauen getankt.
Anders gefragt: das Ergebnis war im Rennen über 1.000 m zweitrangig?
Lässer: Für mich als Ausdauerfahrer ist es unmöglich, dass ich ums Podium mitfahre. Aber es kann auch bei den Spezialisten immer etwas schief gehen, dass sie zum Beispiel den Start nicht gut erwischen, dann sind die Top-6 sicher möglich. Ganz ehrlich: für mein Hauptrennen wäre es suboptimal gewesen. So kann ich richtig entspannt regenerieren und dann am Samstag eine super Show aufs Holz bringen.
Apropos Show: was sagst du zur Atmosphäre im Velodrom?
Lässer: Absoluter Wahnsinn! Es ist noch massiver, als ich mir das erwartet hätte. Als der Franzose neuen Weltrekord gefahren ist, stieg der Lärmpegel ins Unermessliche. Es macht richtig viel Spaß, hier zu fahren.
Wie viel Spaß würde es dir machen, hier eine Medaille zu gewinnen?
Lässer: Ich weiß, was ich kann – und genau das möchte ich zeigen und noch ein bisschen etwas drauflegen. Ziel ist eine neue persönliche Bestzeit, was dann in Sachen Ergebnis rauskommt, wird man sehen. Eine Sache ist dabei ganz wichtig …
Nämlich?
Lässer: Die Paarungen spielen sicher eine Rolle. Hat man zum Beispiel einen langsamen, aber nicht zu langsamen Gegner und kommt in seinen Windschatten, kann man ein bis zwei Sekunden rausschummeln.
Wie schaut der Race Day bei dir aus?
Lässer: Ich habe einen Zeitplan, der fast auf die Minute genau hält. Das beginnt beim Schlafen und geht weiter mit dem entspannten Aufstehen um 7 Uhr. Danach gibt’s ein bisschen Mobilisierung auf der Yogamatte und Atemübungen. Mein Frühstück besteht aus Hafer mit vielleicht ein bisschen Maltodextrin, damit es nicht zu viele Ballaststoffe sind, und vielleicht noch ein paar Heidelbeeren dazu. Wenn wir an der Bahn angekommen sind, rolle ich mich kurz ein, gefolgt vom Warm-Up und dann stehe ich schon am Start.
Unterstützt wirst du von deiner Familie und Freund:innen. Wie viel Zeit bleibt bei diesem Programm für die extra angereisten Liebsten?
Lässer: Es ist wahnsinnig cool, dass sie da sind. Erst recht, weil es für meine Eltern zum Beispiel ein organisatorisches Meisterwerk ist, dass sie nicht im Betrieb sind. Vor dem Rennen sind die Leute aus meinem Team aber die einzigen, zu denen ich Kontakt habe. Danach können wir aber alles machen – und darauf freue ich mich auch schon.
Volle Halle, tolle Show und vor allem großer Sport: wie sehr werden diese Paralympics PARIS 2024 den Radsport und vielleicht auch dich verändern?
Lässer: Für den paralympischen Radsport ist es das Größte, was jemals stattgefunden hat. Wenn ich mir vorstelle, dass ich ein Teil davon bin, bekomme ich direkt Gänsehaut. Ich versuche diese Dinge vorerst außerhalb meines Kopfes zu lassen. Für mich zählen aktuell genau die 250 m am Holz, alles andere ist egal.