Angelino Zeller und der Traum von Paralympics

In den letzten fünf Jahren, in denen sich unter der Leitung von Katharina Saurwein das Austria Climbing-Projekt „Aufbau eines Paraclimbing-Nationalteams“ enorm entwickelt hat, sind viele positive Dinge passiert.

Das Feedback aus der Kletter-Community und die bereits sichtbaren Erfolge, die man zweifelsohne bereits vorweisen kann, bestätigen den bisherigen Weg und sind der Antrieb für die Zukunft.

Nach dem Startschuss 2015 folgte nach zahlreichen Workshops, Kletterkursen und Trainingslagern später 2018 die Heim-Weltmeisterschaft in Innsbruck, jedoch blieben die heimischen Athlet:innen noch ohne Finalteilnahme. Man blieb dem eingeschlagenen Weg – Menschen mit Behinderungen wie Amputationen, Sehbehinderungen, Querschnittslähmungen oder neurologische Erkrankungen vom Klettersport zu begeistern – treu und konnte schnell die Früchte für die konsequente und kontinuierliche Arbeit ernten.

KVÖ-Coach Katharina Saurwein blickte noch einmal auf die Anfänge zurück: „Heiko Wilhelm ist damals auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Gemeinsam mit meiner Schwester Franziska, die Ergotherapie studiert hat, und Madeleine Eppensteiner haben wir das Team aufgebaut. Wir haben viel Zeit investiert – es ist schön zu sehen, dass die Arbeit Früchte trägt.“

Was mit Willensstärke möglich ist

Bereits 2019 kürte sich Angelino Zeller in der Kategorie Men AL1 (seating) zum Weltmeister in Briancon (FRA), aber auch Edith Scheinecker schaffte es im Bewerb Woman B2 (visual impairment) als Dritte aufs Podest. Zeller, der seit seinem Paragleitunfall vor drei Jahren im Rollstuhl sitzt, kam durch Zufall wieder zum Klettern und ist ein Paradebeispiel dafür, was man mit Willensstärke alles erreichen kann.

Bereits vor seinem Unfall war der 24-jährige Steirer von diesem Sport fasziniert: „Ich habe gar nicht gewusst, dass es Paraclimbing überhaupt gibt und sogar Bewerbe stattfinden. Ich bin durch eine Inklusions-Kletterveranstaltung wieder zum Klettern gekommen und habe gesehen, dass ich richtig fit bin, auch wenn ich nur noch mit den Händen klettern kann – dann ist es Schlag auf Schlag gegangen. In Innsbruck war ich gleich ganz vorne dabei, 2019 bin ich in Briancon Weltmeister geworden. Das war mein bislang größter Erfolg, aber vor allem eine Extra-Motivation, noch härter zu trainieren. Es ist schon cool, zu sehen, was alles möglich ist.“

Die Freude bei Zeller, der während der Corona-Zwangspause daheim viel an der Leiste hing und Klimmzüge in allen Variationen machte, war nach seinem Sieg bei den Para-Meisterschaften im Kletterzentrum Innsbruck dementsprechend groß: „Extrem cool, endlich wieder einen größeren Bewerb zu haben. Der Titel ist eine super Motivation für die nächsten Ziele. Der Fokus gilt schon jetzt dem nächsten Jahr. Hoffentlich gibt es dann auch wieder größere und vor allem auch internationale Bewerbe.“

Para-Meisterschaften im Zuge der Österreichischen Staatsmeisterschaften

Für Katharina Saurwein war es sehr wichtig, dass die Para-Meisterschaften im Zuge der Österreichischen Staatsmeisterschaften ausgetragen wurden: „Das ist uns sehr wichtig. Sonst würde der Bewerb wahrscheinlich irgendwo vor sehr wenig Zusehern und ohne großes Rahmenprogramm stattfinden. Die Paraclimbing-Bewerbe waren live im Fernsehen und im Stream zu sehen, die Aufmerksamkeit ist sehr wichtig. Darauf sind die Athlet:innen auch sehr stolz. Die Leistungen werden immer besser.“ In die gleiche Kerbe schlug auch der frisch gebackene Para-Meister der Kategorie Men AL1: „Wir werden von Jahr zu Jahr mehr. Es kommen laufend motivierte Leute dazu, die so gut sind, dass sie sogar bei Wettbewerben teilnehmen können. Es boomt total und ist richtig cool, dass die Community wächst und wir gemeinsam Spaß haben.“

Angelino Zeller, der hauptsächlich in Graz seine Trainings absolviert, versucht aber auch regelmäßig die „mega“ Infrastruktur im Kletterzentrum Innsbruck zu nutzen. „Wir trainieren oftmals auch mit den nicht behinderten Profis mit, so war ich beispielsweise auch schon mit Jessy Pilz klettern. Dieser Austausch ist extrem wertvoll, wir pushen uns im Training gegenseitig und vor allem sind schon viele Freundschaften entstanden.“

Ausblick in die Zukunft

Abschließend wagte der Weltmeister von 2019 noch eine optimistische Prognose für die nächsten Jahre. „Wenn alles gut läuft, wir weiterhin viele Weltcups und Weltmeisterschaften haben, ist es sicher realistisch, dass Klettern auch paralympisch wird – das Interesse wird immer größer. Und da wäre ich gerne am Start und hoffentlich auch ganz vorne dabei“, so Zeller, der sich selbst auf einem sehr hohen Level und einem guten Weg sieht: „Aber es gibt gleichzeitig noch viel Luft nach oben, bei der Ausdauer, bei kleineren Griffen und Auflegern. Daran werde ich in Zukunft weiter intensiv arbeiten.“

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